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Das Herz

Reihe: Blickwechsel zwischen Literatur & Wissenschaft

Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.
Sprüche Salomos 4:23

Unser Herz hält den Organismus zusammen, pumpt Blut bis zur letzten Zelle. Alles kommt aus dem Herzen und fließt zum Herzen zurück. Schon Salomo sieht das Herz im Zentrum des Lebens: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben“ – weise und vermutlich nicht weit weg von den gut gemeinten Ratschlägen gegenwärtiger Kardiologinnen und Kardiologen!

Das Herz ist die Quelle des Lebens. Im hebräischen Wortverständnis sitzen im Herzen unsere Antriebe, Neigungen und Empfindungen, wie die Liebe, der Mut und die Verzagtheit. Das Herz ist aber auch der Sitz des Verstandes, unserer Gedanken und Vorstellungen bis hin zu unserem moralischen Gewissen. Es ist eins in allem und alles in einem. Alle unsere liebgewonnenen Differenzierungen – hier der kühle Verstand, dort die heißblütigen Affekte und Emotionen – sind der Kultur und Literatur der Hebräischen Bibel noch fremd. Dass „der Kopf denkt, aber das Herz lenkt“ ist ein Gedanke, der erst später und anderswo aufkam, genauso wie die strikte Trennung zwischen Seele und Körper, Geist und Materie. Wie gut, dass die Psychokardiologie unser Herz wieder ins rechte Licht gerückt hat! Das Herz ist nicht bloß ein Muskel, der rhythmisch Blut durch den Körper pumpt. Es ist unmittelbar mit unserem Seelenleben verbunden. Unsere Sprache weiß darum: Wir „schütten unser Herz aus“, wenn wir einem vertrauten Menschen von unserem Innersten erzählen. Und warum hüpft das Herz und pocht bis zum Hals, wenn wir uns verlieben? „Mein Herz schlägt nur für dich“ versichern sich Liebende landauf landab am Valentinstag. Da verwundert es nicht, dass es lebensgefährlich werden kann, wenn dieses „Du“ uns das Herz bricht: Das Gebrochene-Herz-Syndrom zeigt Symptome wie ein Herzinfarkt. 

Ob in Kunst, Religion, Medizin, Literatur – kein Organ ist fester in unserer Kultur verankert als das Herz. Die Liebe und das Herzeleid wurden unzählige Male beschrieben, besungen, gefeiert, beweint, geheilt und geheiligt: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle“ schreibt der Apostel Paulus im Hohelied der Liebe. Was wir auch tun: Es muss von Herzen kommen.

Wir laden Sie ein, am Valentinstag unserem Herzen auf den Puls zu fühlen. Im Blickwechsel zwischen Literatur und Medizin widmen wir uns dem Organ, das so vermeintlich selbstverständlich und doch so unverzichtbar mit seinem Schlag den Takt unseres Lebens bestimmt. Zwischen literarischer Herzenswärme und herzzerreißender Liebeslyrik sowie psychokardiologischer Expertise ergeben sich überraschende Einsichten und neue Perspektiven auf unser Herz, unser Leben und die Liebe.

Seien Sie dabei bei unserem zweiten „Blickwechsel“ und genießen Sie bei Worten und Wissen aus Literatur und Medizin einen Abend, der zu Herzen geht.

Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care Evangelische Akademie Tutzing

Barbara Greese Rezitatorin und Rhetoriktrainerin, München