Jeden Tag ein neues Türchen, jeden Tag eine kleine Entdeckung: Lassen Sie sich von meinen Adventskalender inspirieren

Die Hand

Reihe: Blickwechsel zwischen Literatur & Wissenschaft

Die Hand setzt die Sprache frei.
André Leroi-Gourhan

Sein Sprachvermögen macht den Menschen zum Menschen. Der Mund ist aber nur zum Sprechen frei, weil die Geschicklichkeit der Hände ihm die Beschaffung der Nahrung abgenommen hat. Die Hand setzt die Sprache frei. Der Mensch grast nicht, er spricht.

Die Sprache des Mundes und die Geschicklichkeit der Hände zusammen lassen uns Mensch sein. In seiner jüngsten Kulturgeschichte der Hand zeigt sich Jochen Hörisch jedoch überzeugt: Wir leben in einer Zeit der Handvergessenheit. Außer Wischen und Tippen werden im digitalen Zeitalter kaum noch Fingerfertigkeiten verlangt. Handwerker sucht man händeringend, nur noch wenige üben und pflegen ihre Handschrift. Wer spielt schon noch ein Instrument und greift in Saiten oder Tasten? Ist das alles bloß die nächste Evolutionsstufe des Homo sapiens zum Homo digitalis? Oder geht uns gar das Menschsein abhanden? 

Die menschliche Hand – Wunderwerk der Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Kraft, Werkzeug von Macht und Zärtlichkeit, von Zerstörung und Aufbau, Organ der Organe. Zu allen Zeiten waren Maler und Bildhauer von der Schönheit und Vielgestaltigkeit der menschlichen Hand fasziniert, bemühten sich um deren Darstellung. Die betenden Hände, die Hand Gottes, anatomische Handstudien – ob Dürer, Rodin oder da Vinci, ihre Werke begleiten uns auf Grabsteinen, Kunstkarten und Bucheinbänden. Sie prägen unsere Vorstellung von der Hand. 

Im Blickwechsel zwischen Literatur und Wissenschaft wollen wir eine neue Sicht auf unsere Hände gewinnen – nachdenklich, unterhaltsam und informativ zugleich! In literarischer Rezitation und mit chirurgischer Präzision nähern wir uns in unseren handvergessenen Zeiten dem Wunderwerk unserer Hände neu an. Handverlust und Handersatz sind Themen der Literatur wie des Alltags im Krankenhaus. Wie können wir in unserer Kommunikation gestisch handeln? Wie die Hand bei ihrem Tätigsein schützen? Oder schützen vielmehr die Hände uns? Es sind Hände, die uns lieben, ermutigen, segnen! Und am Ende steht immer die Frage: Wer hat unser Leben in der Hand? 

Wir laden Sie herzlich ein: Nehmen Sie unser Programmblatt in die Hand. Legen Sie die Hände in den Schoß und genießen Sie einen Abend bei Worten aus Literatur und aus Medizin. Lassen Sie uns über Hände sprechen und ihr Wesen begreifen!

Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care Evangelische Akademie Tutzing

Barbara Greese Rezitatorin und Rhetoriktrainerin, München