Sommerzeit – Zeit auf der faulen Haut zu liegen! Doch während wir in der Sonne entspannen, hat unsere Haut zu tun: Sie muss sich bräunen, um unser Erbgut vor dem UV-Licht zu schützen und Schweiß absondern, um uns zu kühlen. Und wehe, wir schlafen im Liegestuhl ein: Sonnenbrand droht! Je nach Hauttyp reichen dafür schon zehn Minuten!
Unsere Haut umhüllt unseren Körper. Sie unterscheidet zwischen dem Innen und Außen eines Lebewesens. Integument, nennt das die Biologie und Medizin. Unsere Haut hält Erreger ab und nimmt doch Sauerstoff und Licht auf, lässt Stoffwechselprodukte diffundieren und reguliert den Wärmehaushalt. Sie ist offen und geschlossen zugleich.
Unsere Haut spiegelt unsere Psyche. Ob wir nun ein dickes Fell haben oder schnell mal dünnhäutig reagieren – unsere Haut verrät, was los ist. Wir erröten und erbleichen und können nichts dazu. Gänsehaut verspüren wir in bewegenden Momenten. Manches lässt uns aus der Haut fahren. Bei Dingen, die uns auf die Palme bringen, heißt es schnell: „Da krieg ich Ausschlag!“ Allein der Gedanke an etwas Ekeliges erzeugt Juckreiz, Grusel lässt uns wohlige Schauer über den Rücken laufen. Stress macht schnell auch die Haut nervös.
Unsere Haut erzählt von unserem Leben. „Vornehme“ Blässe war einmal, „gesunde“ Bräune darf es heute sein. Doch Vorsicht: Unsere Haut vergisst nichts! Im Laufe eines Lebens bilden sich Sommersprossen, Narben, Feuer- und Muttermale, Leber- und Altersflecken. Wenn es arg kommt, erkranken wir irgendwann an Hautkrebs. Manche Haut ist von Wind und Wetter gegerbt, in andere hat sich das Leben eingefaltet. Gegen diese Spuren arbeiten wir mit Cremes, Botox und hautstraffenden OPs an. Denn glatte, „makellose“ Haut soll es sein, ganz so, als hätten wir nichts erlebt. Make-up verdeckt Unebenheiten und Schatten, mit Piercings und Tattoos projizieren wir unser Selbstbild auf die Leinwand, die unsere Haut uns bietet: Das bin ich, das will ich sein, schaut mich an!
Unsere Haut bringt uns in Kontakt mit anderen Menschen. Da gilt es als Kompliment, eine ehrliche Haut zu sein. In anderer Leute Haut stecken, wollen wir nur selten. Ohne Hautkontakt kann kein Mensch auf Dauer leben. Und wenn unser Partner oder unsere Partnerin unsere Haut sachte berührt, können sich die Nackenhaare aufstellen und Schweißperlen auf die Oberlippe treten, dann geht das schnell tief unter die Haut…
Wir freuen uns auf Sie und unseren dritten „Blickwechsel“ mit Worten und Wissen aus Literatur und Medizin. Dieses Mal zu unserem größten und schwersten Organ: der Haut. Wir laden Sie herzlich ein!
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister Stellvertretender Direktor und StudienleiterEvangelische Akademie Tutzing
Barbara Greese Rezitatorin und Rhetoriktrainerin, München